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Zuversichtlich in Ungewisse*

  • von Julica Norouzi
  • 11 März, 2019

Churchill ist (fast) fertig und am 3. März 2019 geht´s los...

Wir wollen nach Zentralasien. Mit dem Auto.
Dafür haben wir einen Land Rover Defender gekauft und zum Reisemobil umgebaut.

Unsere Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Viel Abschied liegt hinter uns und ganz viel Neubeginn liegt vor uns. 

Am Sonntag den 3. März 2019 soll es endlich losgehen! Tausende Kilometer auf Asphalt und jenseits des Asphalts liegen vor uns. Wir haben die Köpfe und die Tage zum Bersten gefüllt mit Aufgaben und tausenden Kleinigkeiten, die es zu bedenken gilt. Haben wir an die Impfungen gedacht? Wieviele Hosen soll ich einstecken? Was machen wir wenn… Was passiert wenn? 

Hinzu kommt ein um sich greifende Schwermut, ein Gemisch aus Abschied und Neubeginn. Der Start der Reise markiert in unser beider Leben eine Zäsur auf vielen Ebenen. Was hält uns in Berlin? Natürlich Familie, Freunde und unser Umfeld. Sie alle gilt es zu verabschieden und je öfter wir im Alltag den Satz sagen: „ Sehen wir uns noch einmal, oder verabschieden wir uns nun…“ desto mehr fühlt es sich an, sich auf eine wirklich lange – vielleicht alles verändernde – Reise zu begeben.

 Der Alltag in all seinen Facetten tritt deutlicher zutage und ich verspüre mehr denn je die Schönheit des Augenblicks, wenn ich in meinem kleinen italienischen Cafe sitze, ein Sandwich frühstücke und auf die Straße schaue. Der Paketbote hält ein letztes mal und es wird ausgelassen gescherzt. Nachbarn klopfen mir auf die Schulter und drücken mir die Daumen für die Reise . Verrückt, denke ich, als würde ich gleich die Rampe zur Apollo Rakete hinaufsteigen, dabei soll es doch nur ein Trip werden, der in vier Monaten vorbei ist, oder?

– Ich vermisse schon jetzt meine Kinder, meine Freunde und auch Kali, unsere Katze. Wie wird es werden mit Glenn vier Monate auf 140 x 200 cm zu leben? Schaffen wir es, unsere Unterschiedlichkeiten zu unserem Mehrwert werden zu lassen? Wie wird es sein, so lange unterwegs zu sein? Habe ich Angst zu gehen? Wie wird es sein, nach Berlin zurück zu kommen? 


Wir haben beide unsere Jobs gekündigt. Wiederkehren natürlich erlaubt.
Einen Defender Oldtimer fährt Glenn schon länger. Die größte Reise damit war, vor zwei Sommern Richtung Prag aufzubrechen. Denn weiter und länger trauten wir der alten Damen nicht wirklich zu. Ein besseres und komfortableres Gefährt musste her und so entschieden wir uns, in England einen 110er von 1987 zu kaufen. Churchill. Ausgestattet mit dem robusten 300er tdi Motor. Leiser, Leistungsstärker und zuverlässiger soll er sein. 

Er wird unser neuer Begleiter. Letzten Sommer hatten wir einen tollen Trip mit ihm nach Kroatien. Brav hat er uns in jedes Terrain gebracht. Das war wie die Probefahrt für das, was jetzt kommt. 


Seit langem Monaten dreht sich für Glenn alles um den Wagen. Es wurde fast schon zur Besessenheit, die morgens beim Aufwachen beginnt und abends im Bett nicht endet. Während des Tages tigerte er unruhig im Laden auf und ab, den geparkten Wagen vor dem Schaufenster. Er verschlingt YouTube Tutorials, durchforstet alle einschlägigen Foren, vergleichet Teilenummern und Explosionszeichnungen miteinander…

An jedem freien Tag fährt er auf den BAUHAUS Parkplatz, vermisst, sägt und schraubt am Innenausbau. Das grobe verleget er dann in die Selbsthilfewerkstatt „Die Garage“ in Spandau.

Unsere deutschen Krankenkassen pausieren, ab jetzt dürfen sich die Auslandskrankenkassen um uns kümmern.
Visa für Russland sind im Pass eingetragen. Natürlich auf letzte Minute, da die Agentur dachte, wir brauchen sie erst im April...
Churchill hat neue Reifen, neue Stossdämpfer, neues Fahrwerk und noch vieles mehr bekommen
der Innenausbau ist fertig und natürlich modifizieren wir ständig.


Das zweite Batteriesystem ist eingebaut und hey, sogar die die Standheizung funktioniert.
Alle Stromverbindungen sind gecheckt und das Solarpanel ist angeschlossen und wir haben nun genug  Strom für Laptop, Handys und auch den herrlichen Reisefön, den Magnus uns geschenkt hat. Die Kompressor Kühlbox läuft. Schicke LED-Scheinwerfer sind auf dem Dach und Glenn hat endlich auch einen Safari Hut...


Und es geht los. Und wir sind gespannt, wie alles kommen wird und was uns alles auf dieser Reise noch begegnen wird. 


Öl, Schweiss und Vorfreude
Es kann losgehen:

Vor uns liegt eine Route von mehr als 25 000 tkm, die uns durch viele unterschiedliche Regionen führen wird. 
Im Groben wollen wir durch Süd-Ost-Europa, durch die Türkei, durch die Länder um das Kaspische Meer, weiter nach Zentralasien.

Die Reiseroute ändert sich ständig, da ganz unterschiedliche Faktoren unseren Weg leiten. Wir planten anfangs noch die nördliche Route um das schwarze Meer zu fahren und wären dabei unweigerlich in die Konfliktregion in der östlichen Ukraine gefahren. Um Ostern herum treffen wir Mia&Oskar und meine Mama, Birgit, in Georgien. Wir wollen eine Zeit zusammen reisen und nutzen dazu die Berliner Osterferien, um den Kindern ein neues Land und neue Eindrücke zu zeigen. Ausserdem vermissen wir sie und freuen uns, wenn wir Zeit zusammen verbringen können. 

Die südliche Route durch die Türkei hat auch ihre Tücken, gerade zur Zeit. Aber trotzdem haben wir große Lust auf Land und Leute und Heissluftballons in Kappadokien wollen wir uns nicht entgehen lassen. Ob die Fähre über das Kaspische Meer fährt ist ungewiß: die letzten Infos im Internet sind drei Jahre alt, aber in aktuellen einem aktuellen Vlog aus der Region, ging sie doch. Wahrscheinlich ist es tagesabhängig. Wir werden sehen. 

Denn erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Statt in Polen unsere Reise zu beginnen, sind wir in... der Ober-Pfalz gelandet und statt nach einer Woche schon in der Wärme des Balkans zu sein, hängen wir bei stürmischem Frühlingswetter in einem Wiener Caféhaus fest. 
Wir sind nun etwas vorsichtig, was unsere Pläne angeht... ;)
Und unser Mantra für die nächsten vier Monate: GOOD THINGS WILL HAPPEN SOON und ZUVERSICHTLICH INS UNGEWISSE*
* Der Titel des Beitrags stammt von Dani, die dieses Mantra zu ihrem Lebensmotto gemacht hat.
Wir holen unser neues Dachzelt in Neumark in der Oberpfalz, direkt bei dem Off-Road Ausstatter Nakatanenga ab. 
Und freuen uns, dort ein wirklich tolles Team zu treffen und mit einem nigel-nagel-neuen Dachzelt weiterzufahren. 
Die Oberpfalz ist vorfrühlings-schön
Wie die Reise weitergeht erfährst Du hier...
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