von Glenn Geffken & Julica Norouzi
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14 Juli, 2019
Der zweite Morgen in Tiflis riecht nach Waschmittel und auf der Veranda zur Gasse fühlen wir uns wie ein kultiviertes Literaten-Paar. Die Veranda ist riesig, gefliest und eine natürliche Erweiterung der großzügig geschnitten Wohnung mit Wendeltreppe. Hinter einer unscheinbaren Metalltür breiten sich begrünte Innenhöfe, wunderbar verwinkelte Plätze mit streunenden Katzen, gurrenden Tauben, kreuz, und -querhängenden Stromkabeln, Klimaanlagen und Satellitenschüsseln aus. Eine meiner Vorstellungen von Georgien waren traditionelle Holzhäuser mit umlaufender Veranda und holzverzierten Fensterläden, bunten Fassaden und Türen.
Jetzt sehen die meisten von ihnen aus, als ob sie im nächsten Moment herab brechen und schon gar keinen Besucher auf sich dulden würden. Meine inneren Bilder stammen aus dem kollektiven Gedächtnis von Shutterstock und Google Earth. Der Zerfall der Stadt ist allgegenwärtig.