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Georgien – ein erster Eindruck

  • von Glenn Geffken & Julica Norouzi
  • 14 Juli, 2019
Der zweite Morgen in Tiflis riecht nach Waschmittel und auf der Veranda zur Gasse fühlen wir uns wie ein kultiviertes Literaten-Paar. Die Veranda ist riesig, gefliest und eine natürliche Erweiterung der großzügig geschnitten Wohnung mit Wendeltreppe. Hinter einer unscheinbaren Metalltür breiten sich begrünte Innenhöfe, wunderbar verwinkelte Plätze mit streunenden Katzen, gurrenden Tauben, kreuz, und -querhängenden Stromkabeln, Klimaanlagen und Satellitenschüsseln aus. Eine meiner Vorstellungen von Georgien waren traditionelle Holzhäuser mit umlaufender Veranda und holzverzierten Fensterläden, bunten Fassaden und Türen.

Jetzt sehen die meisten von ihnen aus, als ob sie im nächsten Moment herab brechen und schon gar keinen Besucher auf sich dulden würden. Meine inneren Bilder stammen aus dem kollektiven Gedächtnis von Shutterstock und Google Earth. Der Zerfall der Stadt ist allgegenwärtig.
Irgendwo spielt leise jemand auf dem Klavier. Das Chaos der Strassen und Gassen scheint in Tiflis am Tag hinter die Mauern und in die Seitengassen zurückgedrängt zu sein. Manchmal ist es sogar still. Der Dschungel aus Chaos, Tradition und ungebändigter, junger kreativer Energie. Diese Stadt ist faszinierend.

Vor zehn Jahren kaufte ich die Erstausgabe von Nina Haratschwillis „Djuja“ aus dem Verbrecher Verlag. Der Einband ist pink und schlicht. Eine Empfehlung der Djungle World, die ich damals noch sporadisch las. Heute sitzt Julica mit einen pinkfarbenen Amazon Kindle in der Frühlingssonne und liest die digitale Ausgabe des neusten, kitschigen Roman „Die Katze und der General“ von Haratschwili. Ein Kriegsdrama aus dem Tscheschenienkrieg wie der neue Herausgeber verspricht. Die Klänge des Pianos verstummen so abrupt, wie sie begonnen haben.
Auf der Straße eilen moderne, georgische Frauen mit schwarzen Haaren, zum Bob frisiert, weißen Gesichtern und wachem Blick die Gasse hinab. Ob Nina Haratschwilli in Tiflis noch eine Wohnung besitzt? Bestimmt.
Seitdem wir losgefahren sind, reisen wir mit dem Frühlingserwachen. Die Kirschblüte war noch nie so lang. Leuchtend weiß und rosa, stechen die Kirschbäume aus der braunen Landschaft hervor. Unser Weg Richtung Osten, zieht die frühlingshafte Wärme immer wieder in sich zurück. Es ist, als würden wir entgegen der Erdachse mit dem Frühlings fahren. Wir haben nun unsere eigene Zeitlichkeit. Unsere Reisegeschwindigkeit entspricht dem Vordringen der ersten, warmen Frühlingsmomente nach Osten. Und somit stehen wir seit sechs Wochen praktisch auf der Stelle. Die Uhren mögen zwei Stunden vor der Berliner Zeit sein, die rosa Kirschblüten sprechen noch Winterzeit. Härter könnte der Kontrast zu der rauen und rustikalen Einfachheit der gestrigen Bergwelt nicht sein. 
Der Dschungel beginnt direkt hinter der Grenze. Menschenmassen, Geschrei, bellende Hunde und dazu ein für uns fremdes Alphabet. Auf den Straßenschildern schlängeln und winden sich die Buchstaben des georgischen Alphabets. Die Essenz Georgiens, diese autochthone Schrift, die schön geschwungenen Linien, die mehr wie ein poetisches Muster erscheinen als wie solch banale Worte wie Autowaschanlage. Alles will Aufmerksamkeit. Es gibt keine Richtung, keine Übersicht, nur Menschen und Autos, die sich aufeinderschieben, Taschen und Gepäck, die Stromkabel, spannen sich wie Spinnenfäden von schiefen Holzmasten über das Chaos. Alles blinkt und leuchtet in grellem LED Licht. Wechselkurse, Telefontarife, Softdrinks und Alkohol.
Batumi, die Grenzstadt an der Schwarzmeerküste, ist die erste Station auf unserem Weg nach Tiflis. Ein aus dem Boden gestampfter Alptraum aus Hochhäusern, sowjetischen Wohnblöcken und Verkehr. Die Sonne wandert hier so schnell zwischen den Hochhausschluchten, das wir auf der Restaurantterrasse schnell zu frösteln beginnen. Wir wollen nun schnell weiter nach Tbilisi. Fast zeitgleich fangen wir an, der Türkei hinterher zu trauern. Sehnsuchtsvoll und voll schmelzigem Herzen denken wir an die sanften Landschaften, das milde Wetter, die offenen und zugewandten Menschen, die honigtriefenden Süßigkeiten und den Klang der wenigen türkischen Vokabeln, die wir nach zwei Wochen gelernt haben. Jeder hilft uns, überall trinken wir Tee, wir bestellen eine Speise und erhalten fünf, weil der Gastgeber möchte, dass wir alle seine Köstlichkeiten probieren. Überall wurden wir getätschelt, freundlich bewunken und geholfen. Diese Türkei war eine Zauberland und wir sehr verliebt. Glenn singt immer zu nur: Chay, Sis Kebab und Baklava, Baklava, ohhh Baklavaaah.

Wir konnten uns orientieren und zurechtfinden. Es fühlte sich an, als ob wir alte Freunde besuchen würden, so herzlich wurden wir aufgenommen. Vieles war uns aus Deutschland vertraut und bekannt. Nicht nur an Berlin habe ich gedacht, oft hatte ich das Gemüsegeschäft vor Augen, in dem meine Mutter in meiner Kindheit, frisches Obst und staubige Sesamstangen kaufte. Wenig unterscheidet sich zu dem Gefühl in der Türkei in einem Gemüsegeschäft zu stehen. Diese Gastfreundschaft kam von Herzen und ist das, was Europa von der Türkei lernen sollte. 
Der Verkehr auf den Straßen von Georgien ist entfesselt und mehr als chaotisch. Acht Autos drängen sich auf zwei Spuren, jeder versucht den besten Platz in der Abbiegespur zu ergattern, es wird gehupt und seltsamerweise gibt es kaum Blechkontakt. Die Autos schießen aus allen Richtungen an uns vorbei. Geblinkt wird links, überholt wird rechts, die Autos sind zugerichtet und zusammengeflickt wie Frankenstein. Auffällig oft fehlt den Wagen die vordere Stoßstange. Mit ihren schiefen Visagen, erinnern sie an Piraten mit fehlendem Unterkiefer. Am Straßenrand liegen riesige Wassertanks und rosten vor sich hin. LKWs verenden ohne Reifen und mit leerem Scheinwerferblick. Als ob sie nur darauf warten würden, weiter ausgeschlachtet zu werden.
In einem Reiseartikel bezeichnen sich die Georgier als den Balkon Europas. Irgendwo zwischen Asien und Europa. Nicht ganz klar ist, wo die Grenze zu Asien verläuft. Hier bekommen wir eine erste Vorstellung davon, was Kaukasus alles bedeuten kann. Wild und schroff.

Die Klischees zeigen sich in all ihrer Pracht: Tiefgelegte BMWs oder Peugeots mit Ferrarifelgen und Plastikspoiler auf dem Dach; Großfamilien sitzen mit vier Ersatzreifen und Blümchendecke in Kleinwagen aus den 80er Jahren, Eselskarren und verzierte Trecker verstopfen die schlechten Straßen. Schlaglöcher so tief wie Badewannen und so gross wie ganze Autos sind die Regel.
Die Hupe ist das universelle Verständigungsmittel: freundlicher Gruß, tönende Empörung oder Warnung für das anstehende Überholmanöver. Oftmals alles zugleich. Julica versichert sich beim Fahren fortwährend selbst, nur auf den Vordermann zu schauen, nicht auf links oder rechts zu achten und in brenzligen Situationen stets einfach die Augen zu schliessen. Ein Straßenhund rennt bellend den LKWs hinter her und kommt uns gefährlich nah auf der Fahrbahn, diesmal muss ich ausweichen und wie aus dem Nichts erscheint ein wild hupendender LKW im Rückspiegel. Schwarze Dieselwolken schnauben wütend zu beiden Seiten.

In der nächsten Kurve springen ernsthaft aufgebrachte Georgier aus dem Transporter, beschimpfen zuerst Julica und dann mich, als sie bemerken, das das Steuer unseres Wagens auf der rechten Seite sitzt. Ich versuche in meiner Aufregung mit Hundegebell und Schnatterbewegung meiner Hand zu verdeutlichen was wohl passiert ist, doch statt sich zu beruhigen, scheint das nur alles schlimmer zu machen. Erst als Julica dazwischen geht und sich ausgiebig entschuldigt, ziehen sich die beiden in Ihren Transporter zurück und fahren weiter.
Der Einstieg nach Georgien ist so ganz anders, als wir uns das ausgemalt haben. Schlimme Befürchtungen steigen in uns auf. Die Kinder sollen doch übermorgen in Tiflis dazukommen und wir möchten Ihnen natürlich eine gute Zeit bieten. Hatten wir uns am Anfang noch farbig ausgemalt, wie schön es wäre, gemeinsam durch die ursprüngliche Wildnis zu fahren und zu campen. Nach acht Stunden Georgien haben sich unsere Vorstellungen dazu grundlegend geändert. Zu beschwerlich und anstrengend erscheint uns dieses Vorhaben mit Gästen, insbesondere mit Kindern. Wir lieben es, dass uns jeder Tag mit Aufgaben herausfordert, doch würde das die Kinder so abrupt wohl eher überfordern. Zumal unsere lange Abwesenheit und das vermissen schon beschwerlich genug sind. Nein, die beiden sollen eine gute Zeit haben und eine schöne Ferienzeit mit uns verbringen. Und nun präsentiert sich Georgien verschlossener und unwirscher als wir es erwartet haben. Die Mienen der Menschen, die uns vom Straßenrand beäugen, konnten wir in Bosnien und in der Türkei leicht mit einem Winken aufhellen, hier bleiben die Minen steif und ungerührt. Auf Nachfragen unserseits, kommen in den Geschäften nur spärliche, einsilbige Antworten hervor gepresst, gelächelt wird fast nie. Das Ganze hat nun den Charme von Ostblock.
Die Landschaft durch die wir jetzt fahren besteht nur aus Felswänden, die links und rechts von uns steil aufragen, durchschnitten von einem reissenden Wildwasserfluß. Die Straßen kleben eng am Berg. Links vom Wagen steile Felswand, rechts von uns tiefe Schlucht. Die Straße ist wie ein Vorsprung des Berges, die man ihm mit großem Aufwand abgetrotzt hat. Imposant ist diese Natur, doch vollkommen ungeeignet, um darin einen ruhigen Platz zum Campen zu finden. Vielversprechend sieht nur manchmal das verästelte Flußbett aus, wenn es sich verbreitert und kleine Inseln aus Wiesen und Felsen umspült. Doch dort zu campieren würde bedeuten, jedem Blick von der belebten Hauptstrasse, ausgesetzt zu sein. Die Straße gleicht zwar mehr einem Schlagloch durchsetzten Feldweg und doch ist sie die Lebensader für die umliegenden Bergdörfer. Es scheint keine Pfade oder ein ein ruhiges Hinterland zu geben.
Es verheisst also nichts Gutes, wenn uns auf der Straße seit etlichen Kurven ein Geländewagen dicht auf dicht folgt. Genervt fahre ich an den Straßenrand, um dem Drängler freie Fahrt zu gewähren. Doch der Fahrer will offenbar nicht überholen und kommt neben uns zum stehen. Was hat Georgien jetzt wieder mit uns vor?

Neben uns hält Jorgi, den Daumen stolz nach oben gereckt. Great Car! Eines der wenigen englischen Brocken, die sich wiederholen. Jorgi ist breitschultrig mit Goldkette um den Hals, schnell und aufgeregt spricht er in sein Telefon, die geduldige Frauenstimme von Google Translate wiederholt schleppend seine georgischen Worte ins Deutsche. Jorgi ist Polizei Kapitän in Batumi und Fitnesstrainer. In wenigen Tagen soll es für ihn in die Mädchengasse 5 in Frankfurt gehen. Visa. Universitätsprofessor. Dorf. Tal. Schnee. Mutter. Einladung.

Trotz der freundlichen Frauenstimme von Google Translate wissen wir nicht so ganz genau, was wir von dieser Erscheinung halten sollen, doch wir sind uns unserer überzogenen Erwartungen an Georgien bewußt und wollen der ganzen Sache nochmal eine Chance geben. Einen geeigneten Camp-Platz scheinen wir hier nicht auf Anhieb zu finden und so stimmen wir zu, Jorgi, die 30 Kilometer in sein Dorf zu folgen und bei ihm auf dem Grundstück zu Übernachten.
Auf der Fahrt in die Dämmerung wird uns klar, dass 30 Kilometer, keine Aussage darüber zulässt, wie lange wir wirklich noch unterwegs sein werden. Wir fahren und fahren. Die Berge in scharfen Kurven hinauf und im nächsten Tal wieder hinunter. Es wird langsam dunkel. Ob es stimmt das Jorgi Polizist ist? Immer wieder versuche ich mir das Nummernschild seines Wagens einzuprägen. Wenn dies ein Überfall wäre, würden wir dem Räuber den Wagen bequem nachhause fahren. Great Car!, hallt es in meinem Kopf.

Allerdings wäre das auch ein großer Aufwand, könnte er uns doch einfach am Straßenrand zur Herausgabe des Wagens zwingen. Wir beschliessen auf alle Fälle vorsichtig zu sein und unter keinen Umständen im Haus zu übernachten und im Auto zu bleiben.

Es ist dunkel. Unsere Hoffnung vor Einbruch der Dunkelheit von den gefährlichen Straßen herunterzukommen, haben sich nicht erfüllt. Stattdessen hört der asphaltierte Weg auf und wir fahren in Schlangenlinien, um den riesigen Schlaglöchern auszuweichen, weiter in die Nacht.

Jorgi scheint minimal langsamer zu fahren, als er es wohl alleine tun würde. Neben uns fällt der Berg steil in eine Schlucht ab. Vielleicht einhundert Meter, vielleicht zweihundert Meter tief. Die Straße ist so schmal, das nun nur noch ein Wagen auf der Spur fahren kann. Zwischen den Felswänden leuchten in der Dunkelheit schemenhaft, verschneite Bergspitzen. Wenn uns ein Auto entgegenkommt, müssen wir umständlich manövrieren, uns auf der engen, gewunden Straße aneinander vorbei schieben. Zum Abschied wird zweimal kurz gehupt.

Jorgis Tal ist in einer engen, dunklen Schlucht, fünf Kilometer von der türkischen Grenze entfernt. Es ist dunkle Nacht als wir eintreffen. Der Umriss der Mutter winkt aus einem erleuchteten Rechteck des Erdgeschoss.
Wir können nicht viel erkennen, nur das noch Reste der Schneedecke hinter dem Haus liegen. Die Landschaft mag karg und unwirklich erscheinen, umso herzlicher empfängt uns Jorgis Mutter bei sich. Das Haus ist eine klassische Bauernkate, ganz aus Holz. Knorrige Balken ziehen sich dicht unter der Decke entlang. Dekoriert wurden alle Zimmer mit einer Tapete, die vom Boden bis zur Decke alles überzieht. Nur ein kleines Schlafzimmer ist beleuchtet und beheizt von einem Feuerofen. Der Fernseher sendet georgische Seifenopern.

Etwas beklommen stehen wir in dieser rustikalen Einfachheit. Jorgi lässt sich in seiner Bulligkeit nicht aus der Ruhe bringen. Stolz zeigt er uns seine Fitnessgeräte und sein Proteinpulverfaß in einem dunklen Nebenraum. Es gibt Strom und fließendes Wasser, doch das alte Plumpsklo, in einem Holzverschlag zum Hof, ist noch immer da.
Seine Mutter stellt uns Jorgi als Marketing Direktorin für Agrarprodukte vor. Nach all dieses aufwühlenden Eindrücken des Tages haben wir nichts gegen einen Wodka einzuwenden und Jorgi eilt erfreut darüber in seine Kate, um mit einer Flasche aserbaidschanischen Wodkas wiederzukommen. Auch der Nachbar wird dazu geholt, genannt: Ruski. Ruski,  fehlen Teile der Stoßstange und er sieht aus wie  Pirat. Dann wird aufgetischt. Es gibt Blätterteigröllchen, die kunstvoll in einer Blechwanne aneinander gekringelt sind und mit heisser Butter übergossen werden, Omelette, Schmand oder Butter, weiß und fest, Zupfkäse, helles Brot, helle Würstchen, dazu Kekse und Bonbons. Alles aus eigener Herstellung. Sogar der Tabak den Ruski rollt.
Die Verantwortung für die fröhliche Zusammenkunft übernimmt der Tischführer, der in Georgien „Tamada“ heißt. Da er sich um die ausgeglichene Atmosphäre an der Tafel und das Wohlsein aller Gäste kümmern muss, wird zum Tamada ein Mann ausgewählt, der sich in verschiedenen aktuellen Themen des gesellschaftlichen Lebens, sowie in der Geschichte und den Traditionen des Landes gut auskennt. Er muss die Kunst der Rede beherrschen, um seine schönen Trinksprüche humorvoll und witzig zum Besten geben zu können. Als die besten Tamada’s wurden immer die Künstler angesehen – Dichter, Schriftsteller, Schauspieler usw.  

In unserem Fall zusammengefasst Via Google Translate:
Essen.
Gut.
Vodka!
Danke.
Madloba.
Danke für Gastfreundschaft.
Georgien!
Madloba.
Gaumardschos.
Türkei.
Danke für Gastfreundschaft.
Georgien.
Der Mond!
Auf den Mond!
Vodka.
Prost!
Madloba.
Vodka.
 Prost auf Mama.
 Vodka.
Prost auf Gastfreundschaft!
Vodka.
Prost auf Mann!
Vodka.
Prost auf Badehandtuch!
Äh-nein, Prost auf Mädchen!!
Vodka.
Prost auf Gastgeber.
Vodka.
Prost auf Ruski.
!  
Nach dem siebten oder achten Toast, sprechen Jorgis Betäschelungen eine eigene Sprache. Er ist weiter freundlich, doch in ich fühle mich etwas unwohl in seiner Gegenwart. Ich suche die Nähe zu seiner Mutter, wenn Glenn kurz aus dem Raum muss. Ruski, der Nachbar, sagt nicht viel. Seine Augen wirken freundlich und herzenswarm. Sein selbstangebauter Tabak wird gerollt und gemeinsam stehen wir friedlich schweigend, rauchend unter dem leuchtenden Himmelszelt des nächtlichen Kaukasus.
Jorgi hätte uns am liebsten für zwei oder drei Tage in seinem Dorf behalten, mit mir Wölfe gejagt, gepumpt und Proteinshakes morgens und Wodka abends gekippt. Auch gegen mehr Zeit mit Julica hätte er wohl nichts einzuwenden gehabt und so langsam wird uns diese ganze georgische Gastfreundschaft zu viel. Wir müssen uns aus diesem Schwitzkasten der Herzlichkeit recht energisch herauswinden, wir wollen raus aus diesem dunklen, kalten Tal. Wir haben genug von Schnee und fettigem Sahneschmand. Genug von freundlicher Zustimmung und Lobhudelei auf Georgien. Und so beginnt der erste Morgen in Georgien mit ordentlichen Kopfschmerzen, Blutegel im Bad und Jorgi, der mit der Bodenfräse neben unserem Wagen anfängt, den Boden aufzureissen.
Zum Abschied hupen wir zwei Mal kurz.
P.S.: Hier ist noch ein Link zu dem sehr hörenswerten Podcast über Georgien von Christine Hamel im BR2 Nachtstudio
Wie die Reise weitergeht, erfährst Du hier...
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