In eigener Sache – wie wir arbeiten, leben und reisen

  • von Julica Norouzi
  • 13 Mai, 2019
Ein Kästchen voller Erinnerungen wünschen wir uns. Für uns selbst und für alle, die Interesse haben an unseren Erlebissen teil zu haben. 

Es hat etwas gebraucht bis wir heraus gefunden haben, wie wir arbeiten wollen. In welcher Form wir die Reise erzählen möchten. Und welche technischen Voraussetzungen wir dafür brauchen. Fast ein Jahr haben wir uns durch alle Formate geschaut und gelesen.

Ich bin Instagram müde. All diese übersteuerten, hoch gephotoshopten Bilder nerven mich. Ich mag keine Füße mehr aus Autotüren hängen sehen... Diese Vanlife Romantik ist abgenutzt und wirkt wie die verzuckerte Schwester ihrer Realität, denn jedes Bild schafft es doch nur, den einen Teil der Geschichte zu erzählen. Sobald die Sonne scheint, ist jede Ambivalenz des Augenblicks verloren und ich entscheide mich, das erst Worte sie ihm zurück geben können.
Wir schreiben alle Texte zusammen
  
Jeder macht seine Notizen. Glenn eröffnet die Dimension der Geschichte, lenkt ihren Verlauf in eine Bahn, pickt sich eine besondere Gegebenheit heraus und ich beginne dann die Texte chronologisch zusammenzufügen, die Gedankenstränge zu verweben, sie in ein stringentes Muster zu fügen. Die Fotografien mache ich, denn mir gefällt es, Augenblicke zu konservieren und mittels Kamera zu visualisieren. Deshalb gibt es auch kaum Fotos von mir, denn Glenn mag fotografieren nicht. Manchmal fordere ich Bilder von mir ein, denn ich mag auch ein Zeugnis davon haben, das es auch meine Reise war. So haben wir unsere Form gefunden, Geschichten zu erzählen, Worte für Erlebnisse zu finden und euch vielleicht auch ein Stück mit auf diese Reise zu nehmen. Denn das ist uns wichtig, wir wollen teilen, was wir erleben. Alles Gute und auch alles Schlechte.
Vier Monate im Auto leben - Tag und Nacht auf 140 x 250 - 24/7

In Berlin hat jeder seine Wohnung, wir verbringen trotzdem sehr viel Zeit miteinander. Im Auto ist alles komprimiert. Wenn genügend Wasser, Essen und Diesel an Board sind und wir einen guten Platz zum Schlafen finden, ist es einfach. Wenn all das Grundbedürftige zur Neige geht, wird es schwierig. Man spürt sehr deutlich, was wir Menschen wirklich brauchen. Einen warmen Platz, vor Wind und Wetter geschützt, Wasser und Nahrung. Und jemanden, mit dem man sein Leben teilt. In allem Lebenslagen, die eigenen Ängste zerstreut, in seinem Kräften ergänzend und in aller Freude verdoppelnd.
Es ist ein Experiment, diese Zeit. Autochthon in ihrer Begrenzung, denn wir beide lieben auch unser Zuhause. Vor allem lieben wir die Menschen, die wir nun alle schrecklich vermissen und auf die wir uns irrsinnig freuen, sie wiederzusehen. Und doch war es wichtig und notwendig auf diese Reise zu gehen, diese Herausforderungen zu meistern, manchmal fast zu verzweifeln, wieder Kraft zu sammeln und dann irgendwann wieder heimzukommen. In unser vertrautes Terrain. 

ALLES LIEBE, JULICA & GLENN