Wiedersehen in Trikala

  • von Glenn Geffken und Julica Norouzi
  • 30 Apr., 2019
Der Morgen erhebt sich leuchtend. Die Sonne geht auf, taucht See und Berge in goldenes Licht. Wir sind in Griechenland. Doch eine Frage drängt sich in unsere Gedanken: Ist es doch vielleicht schon militärisches Sperrgebiet, in dem wir uns hier befinden? Im Tal sind Schießanlagen und weiter oben auf den nächsten Bergspitzen sind Funkmasten zu sehen. Ein Jeep fährt nachts vorbei, doch niemand stört uns. Der Morgen ist klar und windig. Die Sonne zwar schön, doch es bleibt kalt. Wir packen zusammen und fahren Richtung Trikala. Dort treffen wir Maria. 
Seit mehr als vier Jahren haben wir uns nicht mehr gesehen. Jetzt ist Maria für einen Monat in Athen. Sie Reiste zuvor mit dem Zug von Karlsruhe aus durch Ungarn, Rumänien und Bulgarien bis nach Griechenland. Nun treffen wir uns in Trikala. Der Bahnhof des kleinen Städtchens ist schnell gefunden, der Zug aus Athen kommt pünktlich. Vorfreude und eine kleine Dosis Unsicherheit mischen sich: Wie wird es wohl sein, sich nach so langer Zeit wieder zu sehen?
Die Tische der Taverne beim Bahnhof sind eingedeckt. Zwei Alte sitzen in der Sonne. Wir fragen Sie, ob wir essen können. Der Alte schlurft nach innen und bringt uns Wein. Es dauert lange, bis er wieder raus kommt. Wir fragen uns, ob die Wahl hier zu essen wohl gut war. Aber die Sonne steht gut und irgendwie sah es nett aus. Nach kurzer Zeit kommt sein Sohn dazu und bringt uns das leckerste Essen seit langem. Krossgebratenes, zartes Fleisch, frischer Salat, cremiges Tsassiki. Köstlich. Und wieder haben sich unsere blöden Ressentiments nicht bestätigt. Zum Glück, denn sonst hätten wir dieses köstliche Mahl verpasst.
Die kleine Unsicherheit ist längst vergangen, es bleibt die Freude sich wieder zu sehen. Wir fahren mit Maria zu den nahegelegenen, spektakulären Meteoraklöstern. Eindrucksvoll hängen die Klöster auf den steilen Felsformationen. Und wir sind ziemlich froh, dass wir noch vor der Urlaubssaison hier sind. Denn schon jetzt ist dieses von Menschen bestellte Naturereignis, gut besucht. 
Glenn will endlich mal heiss duschen und unbedingt auf einem nahen Campingplatz einkehren. Etwas widerwillig gebe ich nach. Ich finde Campingplatz meist eher doof, aber gut, versuchen wir es. Der Platz ist hübsch, eine Waschmaschine gibt es sogar auch, aber Glenn’s heissersehnte Dusche leider eiskalt. Der Arme hatte die Duschen benutzt, die noch in der Vorsaison nicht beheizt werden. Das Missverständnis klärt sich auf. Mal wieder Wäschewaschen ist doch gut. Wir kochen, reden über alles, was in den letzten vier Jahren passiert ist, freuen uns zusammen zu sein und trinken ein kühles Bier, die Felsformationen Meteoras im Rücken.

Wir schlafen im Dachzelt und Maria kuschelt sich ins Auto. So funktioniert das Reisen zu dritt sehr komfortabel und jeder hat genügen Platz zum Schlafen.
Churchill schnurrt westwärts Richtung Süden und nachmittags kommen wir auf der Insel Lefkada an. Ein Strand im Süden der bergigen Insel verspricht ein guter Platz zu sein. Doch die Navigation über Maps.me gestaltet sich schwierig. Wir gurken mehr als eine Stunde über die Insel. Serpentinen hoch, Feldwege entlang, durch Mini-Dörfer. Churchill passt gerade so zwischen zwei Häusern hindurch. Ich liege hinten und mir ist kotzübl.

Auf dem Berg entdecken wir seltsame Gebilde, wie riesenhafte Muscheln aus Stahl und Eisen ragen sie viele Meter hoch auf. Der Weg führt uns in ihre Nähe. Es sieht verlassen aus. Wir fahren natürlich durch die stillgelegten Tore und finden uns in einer alten, nicht mehr benutzen militärischen Radarstation wieder mit riesigen Stahlkonstruktion gen Himmel gerichtet. Alles ist verlassen.
Nach einer steilen Abfahrt, die Bremsen laufen langsam heiß, erreichen wir den Strand. Dieser Höllenweg hat sich wirklich gelohnt. Die Sonne geht unter, sanfte Dünung der Wellen, weiße Steine so weit das Auge reicht. Wir fahren auf den Strand und schwups... festgefahren! Der Sand war viel tiefer als geahnt. Glenn gräbt und wir lassen recht viel Luft aus den Reifen und so überqueren wir doch noch den Sand. In Windeseile ist das Dachzelt aufgebaut, wir haben Holz gesammelt und sitzen nun bei Wein und Käse am Feuer.

Dieser Platz ist wunderschön und wir beschließen noch eine weitere Nacht zu bleiben und einen ganzen Tag dort zu verbringen.
Der Morgen lässt das Meer in unendlich vielen Tönen türkis leuchten und nach ausgiebigem Yoga gehen Maria und ich wirklich schwimmen. Es ist irre kalt, aber macht glücklich! Sogar Glenn geht später ins Wasser. Nach einer herrlichen Frühstückstortilla laufe ich bis zum Ende des Strandes, sammle weise kugelrunde Steine und wir genießen einen Tag Urlaub vom Reisen.
Marias Kunstwerke beginnen ihr eigenes Leben am Strand
Nach schwimmen und Frühstück wollen wir los. Doch der Kompressor funktioniert nicht. Unser Zigarettenanzünder, der als Stromquelle diene soll, ist bei der Strominstallation wohl nicht angeschlossen worden. Eine nette griechische Familie hilft uns mit ihrem Zigarettenanzünder und wir können die Reifen mit gerade so viel Luft füllen, dass wir über die Berge zur nächsten Tankstelle gelangen. Bis zu nächsten Tankstelle fährt der Wagen mit einem Luftdruck 1,5 bar.

Wir bringen Maria bis nach Patras, essen noch eine Kleinigkeit zusammen, sie steigt in den Bus nach Athen und wir laufen etwas durch die Stadt. Hier trennen sich nun unsere Wege wieder. So schön war es, sich nach langer Zeit wieder zusehen, intensiv drei lange Tage zu verbringen, sich auszutauschen, Kraft zu sammeln und so geht jeder wieder seiner Wege. 
Wie die Reise weitergeht erfährst du hier...

Und einen kleinen Beitrag darüber, wie wir leben und arbeiten findest Du hier...